Zum Hauptinhalt springen

5-tägige Weinfahrt in die Toskana

Erstellt von Dr. Peter Dillig |

Am Freitag, den 1. Oktober versammelten sich die 40 Reiselustigen schon um 5.45 Uhr am Friedhof. Und pünktlich kamen auch Heidi und Dieter Menzel von der Firma Gilch mit ihrem Doppelstockbus angefahren. Eine zweite Gruppe stieg am Bäckerladen ein. Vor dem Einstieg wurden alle Mitreisenden auf 2G von Peter Billen persönlich überprüft.

Sodann begaben wir uns auf die Reise nach Montecatini Terme. Die Reise in einem Doppelstockbus ermöglicht einen weiten Überblick über die Landschaft und ist insofern etwas Besonderes. Wie üblich wurde noch vor München das Weißwurstfrühstück ausgegeben. Wir überquerten die Grenze nach Österreich bei Kufstein und kamen nach dem Brenner ins schöne Italien. Über Modena und Bologna näherten wir uns unserem Ziel, dem Hotel Boston in Montecatini Terme, dass wir gegen 18.30 Uhr erreichten.

Am Samstag begrüßte uns um 8.30 Uhr Giovanni (Hans), der uns die nächsten drei Tage begleiten sollte. Unser erstes Ziel war Vinci, die Heimat von Leonardo da Vinci (1452 – 1519). Auf der Fahrt dorthin sahen wir viele verfallene Höfe und brach liegende Felder, denn die Jungbauern wollen nicht mehr auf dem Feld arbeiten und ziehen, wie bei uns, häufig lieber in die Städte.

Wir erreichten Vinci. Drei Kilometer außerhalb des Ortes wurde Leonardo auf einem Gut geboren, uneheliches Kind eines Notars und einer Magd. Er verlebte  eine glückliche Kindheit mit dem Großvater und einem Onkel, kam als Jugendlicher nach Florenz, wo sein Vater als Notar arbeitete. Leonardo durfte beim Maler Verrocchio die Lehre absolvieren. Er arbeitete noch ca. zehn Jahre dort, machte sich dann selbständig und erhielt von verschiedenen hochgestellten Personen oder Klöstern Aufträge. Seine bekanntesten Werke sind die Dame mit dem Hermelin, das Abendmahl und vor allem die Mona Lisa.

Daneben konstruierte er Fluggeräte und interessierte sich für die menschliche Anatomie. In Vinci bestaunten wir das Reiterdenkmal, das vermutlich nach einer Skizze von Leonardo erstellt worden war und gingen zur Burg des Grafen Guidi, in dem das Museum mit Werken von Leonardo untergebracht sind. Leider konnten wir dies nicht besuchen, da nur eine begrenzte Teilnehmerzahl erlaubt war.

Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren wir zur Fattoria Piaggia bei Altopascio. Dort wurden wir vom Besitzer des Weingutes, in dem auch Gäste beherbergt werden – ähnlich unserem Modell „Ferien auf dem Bauernhof“ – begrüßt. Nach Besichtigung des Weinberges, des Olivenhains, des Gartens mit Rosen, aber auch mit Gemüsebeeten wurden wir vom Winzerehepaar fürstlich bewirtet mit selbst hergestellten Köstlichkeiten und selbst ausgebauten Weinen.

Nach dem Essen und der Weinprobe entwickelte sich eine  gute, lockere Stimmung auf der Heimfahrt im Bus. Vor dem Einchecken in unser Hotel brachte uns Giovanni nach Montecatini Alto, das oberhalb von Montecatini Terme liegt. Mit der Seilbahn überwandten wir einen mühsamen Aufstieg. Wir hatten einen tollen Ausblick auf die darunter liegende Landschaft und die Stadt. Gemeinsam schlenderten wir durch die Straßen und Gassen, besuchten die dortige Kirche und die Wehranlagen. Dann kehrten wir nach diesem ereignisreicht Tag in unser Hotel zurück.

Am Sonntag konnten wir wieder pünktlich starten. Unser Ziel war Lucca, eine Stadt, die auf den Fundamenten eines römischen Lagers erbaut wurde, mit ca. 80 00 Einwohnern. Der Name stammt aus dem Keltischen und bedeutet „Sumpf“, was auf die damalige Bodenbeschaffenheit hinwies. Auf dem Weg dorthin standen viele Papierfabriken an der Straße, die sich zum einen auf die Herstellung von Toilettenpapier, zum andern auf den Druck von Geldscheinen spezialisiert haben.

Lucca war zwischen 12. und 18. Jhd. eine der reichsten Städte Italiens. Die Stadt hatte etwa 100 Kirchen, was auf ihren Reichtum hinweisen sollte. Um sich gegen Angriffe von Florenz zu schützen, bauten die Stadtväter zwischen dem 16. und dem 17. Jhd. eine Mauer um die Stadt mit einem Wall von 20- 30m Breite und ca. 12 m Höhe. Noch heute kann man auf dieser Mauer einen Teil der Stadt umrunden. Die Bewohner waren durch den Handel mit fantastischem Brokat und Damast reich geworden, aber auch durch den Handel mit Seidenstoffen, die aus China über die Seidenstraße in die Stadt gekommen waren. Damals gab es viele Läden in der Stadt und auch heute noch ziehen viele außergewöhnliche Boutiquen die Kundschaft an.

Wir schlenderten vom Bahnhof aus den 1860ern in die Altstadt, vorbei an Plätzen und den Kirchen, so z. B. dem Dom, der an den Dom von Florenz erinnert. Die zentrale Gasse – Via Roma – führt zum Hauptplatz der Stadt, dem Piazza San Michele, mit der Basilika San Michele in Foro aus dem 13. und 14. Jhd. Nicht weit entfernt steht der Glockenturm Torre della Ore. In einer Seitenstraße steht das Denkmal des berühmten Sohnes der Stadt, Giacomo Puccini, gleich in der Nähe seines Geburtshauses.

Nach einer kurzen Pause und der Möglichkeit, sich noch etwas in der Stadt umzusehen, fuhren wir zur Frattoria Il Poggio, einem Weingut, das sich intensiv auf die Bewirtung von Gästen spezialisiert hatte. Lange Tische waren unter einer Bedachung für uns und andere Gäste vorbereitet. Wir konnten nach Herzens Lust tafeln und trinken.

Danach fuhren wir ans Meer, um den Kopf auszulüften. Manche von uns liefen am Strand entlang, andere blieben auf der Brücke und wieder andere unterstützten die heimische Gastronomie. Am späten Nachmittag ging es zurück zum Hotel.
Unser Führer Giovanni lud uns zu einem Spaziergang durch Montecatini Terme ein. Die Stadt war bereits im 18. Jhd. eine bedeutende Metropole, hatte ihren Höhepunkt um 1910, als das Heilwasser vermarktet wurde, an dessen Heilwirkung bereits seit 1417 geglaubt wird. Viele Hotels wurden neu gebaut, es wurde ein Park angelegt, in dem viele Paläste und pompöse Trinkhallen entstanden, in denen die Trinkkuren verabreicht wurden. Das Wasser war geeignet, den Körper zu entgiften, war gut für Nieren- und Gelenkleiden. Bevor der Regen einsetzte, eilten wir in unser Hotel zurück.

Am Montag fuhren wir Richtung Süden zu unserem nächsten Ziel San Gimignano. Unsere Fahrt führte vorbei an riesigen Arealen von Baumschulen, in denen die unterschiedlichsten Bäume und Sträucher gezogen werden: japanische und chinesische Sträucher, weibliche und männliche Zypressen, Steineichen und viele andere Arten. Wir näherten uns dem Ort San Gimignano, gegründet im 11. und 12. Jhd. Der Ort, auf einem Berg gelegen, zeichnet sich durch eine Vielzahl an Türmen aus: Die reichen Bürger der Stadt wollten ihren Reichtum zeigen, indem sie Türme bauen ließen und je höher der Turm war, desto reicher galt die Familie. Um diesem Treiben ein Ende zu setzen, wurde festgelegt, dass kein Turm höher sein durfte als der Rathausturm. Manche Familien umgingen dieses Gesetz, indem sie zwei Türme auf ihrem Grund und Boden bauten und so ihren Reichtum dokumentieren konnten. San Gimignano ist eine mittelalterliche Stadt, die weitgehend erhalten blieb. Sie erinnerte mich an Rothenburg ob der Tauber, jedoch hatten die Häuser kein Fachwerk, sondern waren aus reinem, braunen Steinen aufgebaut. In den Gassen und auf den Plätzen waren kleine Läden in denen der Wein Chianti, Wildschweinsalami, Nudeln und andere landestypische Produkte feilgeboten wurden. Gegen Mittag fuhren wir zum Weingut Il Poggio, nicht weit von Gimignano entfernt, wo wir ein köstliches Mahl, bestehend aus Schinken, Salami und Käse einnahmen und dazu mit Weis- und Rotweinen verwöhnt wurden.

Nach den üblichen Einkäufen von Wein, Ölen, aber auch Schnäpsen bestiegen wir in guter Stimmung den Bus.

Giovanni wählte für die Rückfahrt zum Hotel eine wunderschöne Strecke durch die Toskana mit Tälern und Hügeln, auf denen Wein angebaut wurde. Dazwischen erstreckten sich weite Waldgebiete. Es war eine eindrucksvolle Fahrt, die unserem Fahrer Dieter allerhand abverlangte. Immer wieder eröffnete sich uns von den Hügeln ein toller Blick über die toskanische Landschaft.

Nach mehr als einer Stunde Fahrt erreichten wir Greve. Dort schlenderten wir über den weitläufigen Marktplatz, der von Häusern mit Terrassen im ersten Stock eingerahmt wurde. Im Erdgeschoss waren Läden mit Wurstwaren der Toskana, den Weinen des Gallo Nero (des schwarzen Hahns, der überall zu sehen war - ein führender Weinproduzent in der Toskana) oder Speiseölen. Nach einer halben Stunde Aufenthalt fuhren wir zu unserem Hotel Boston in Montecatini Terme zurück, erfüllt von vielen Eindrücken dieses grandiosen  Ausflugs. Nunmehr verabschiedete sich Giovanni von uns, der uns viele Details über die Toskana erzählt hatte – Herzlichen Dank ihm dafür! Am Abend überraschte uns das Hotel mit einem 5-Gänge Menü zum Abschluss.

Die Heimfahrt am Dienstag über Bologna, Modena und dann über den Brenner war insofern anders als sonst, als der Ausblick auf die Landschaft durch den Doppelstockbus sehr viel weiter möglich war. Zudem konnten zur großen Freude mancher Gäste im unteren Teil Karten gespielt werden.

Ich beschließe den Bericht mit einem Gedicht, das ich den Mitreisenden im Bus vortrug:

Eindrücke

Die Limbacher waren lange abstinent,
von Fahrten/Festen, was man so nicht kennt.
Umso begieriger ergriffen sie die Gelegenheit
zu Bürgertreffs Weinfahrt mit großer Freud.

Fünf  tolle Tage sind es gewesen
in der Toskana, alles sehr erlesen.
Zwei Tage Fahrt gingen dabei drauf –
Der Rest war begeisternd – Wein zu Hauf.

Der Morgen jeweils war angefüllt
durch Besichtigungen – Wissen wurde gestillt!
Wir lernten, von Giovanni gut geführt,
was der Toskaner denkt und spürt.

Wir lernten alte Städte kennen:
San Gimignano, Greve, Lucca sind zu nennen.
Doch von viel größerer Bedeutung
waren die Weinproben, brachten Schwung
in die Reisegruppe – Lachen und Frohsinn
machten sich breit- Unsinn im Sinn.

Für die vielen, fröhlichen Stunden
sag ich Dank, auch für die lustigen Runden
dem Peter Billen, der wieder alles toll organisiert
und Heidi und Dieter, die uns haben professionell chauffiert.

Zurück